Musical-Fans aufgepasst, nach einem Jahr ist es endlich so weit: Mit „Wicked: Teil 2“ (OT: „Wicked: For Good“) kommt nun der zweite und letzte Teil von John M. Chus Mega-Projekt in die Kinos: Der Star-besetzte Cast (Cynthia Erivo, Ariana Grande, Jeff Goldblum u.a.) führt die Geschichte der ‚bösen‘ Hexe des Westens weiter und offenbart dem Publikum, was es wirklich mit Oz und seinem Zauberer auf sich hat. Der Erfolg des ersten Teils hat die Erwartungen an das Finale ziemlich hochgeschraubt – kann der Film dem überhaupt gerecht werden?

von Natascha Jurácsik

Elphaba (Cynthia Erivo) ist Staatsfeindin Nummer 1 in ganz Oz und wird von den Handlangern des Zauberers (Jeff Goldblum) und der Hexe Madame Morrible (Michelle Yeoh) gnadenlos verfolgt. Glinda (Ariana Grande) wird währenddessen zum Maskottchen des neuen Reiches und steht im Konflikt zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und ihrem Gerechtigkeitssinn. Können die beiden Freundinnen wieder zueinanderfinden und der Propaganda und Diskriminierung ein Ende setzen?

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„Wicked: Teil 2“: Etwas Melodrama gehört dazu

Optisch hat sich im Vergleich zum ersten Film nicht viel verändert: Trotz neuer Kostüme und wesentlich mehr Szenen mit düsterer Atmosphäre bleibt die Qualität der Sets bestehen. Es ist nicht einfach, komplexe politische Themen wie jene, mit denen sich die Geschichte von „Wicked: Teil 2“ auseinandersetzt, in eine Märchen-Ästhetik zu übertragen. Doch Regisseur John M. Chu schafft es alles in allem sehr gut, den schrulligen Charme von Oz beizubehalten, ohne dabei zu viel an Ernsthaftigkeit zu verlieren. Natürlich wird sich dabei auch in diesem Teil auf CGI verlassen, aber praktische Effekte und selbstgebaute Bühnenbilder erlauben es dem Zuschauer, sich ganz auf die konzipierte Welt einzulassen.

Dies funktioniert auch in der Handlung des neuen „Wicked“-Films selbst ganz gut: Statt die gesamte zweite Hälfte der Geschichte mit bedrückenden Inhalten tonal zu belasten, werden an clever gewählten Stellen kleine Gags eingebaut, die einerseits die Stimmung auflockern und andererseits eine gute Basis für die darauffolgende Spannung bilden.

Auch der Kitsch, der sich in diesem Teil hier und da zeigt, stört im Kontext des gesamten Projektes nicht und unterstreicht die führenden Emotionen der Story gelungen, ohne Augenverdrehen zu bewirken. Gleichzeitig entscheidet sich Chu gegen einen aufgezwungenen Realismus, der eine künstliche Seriosität forcieren würde – die Macher verstehen, dass etwas Melodrama zum Musical-Genre dazugehört und wissen, dies umzusetzen.

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Jeff Goldblum spielt erneut den Zauberer von Oz

Der zweite „Wicked“-Film hätte durchaus länger sein können!

Gleichzeitig ist „Wicked: Teil 2“ zwar um einiges kürzer, aber dafür reicher an Action. Das gelungene Tempo des vorherigen Filmes konnte zwar beigehalten werden, wodurch weder Langeweile noch Verwirrung aufkommt, allerdings gibt es auch etwas weniger Luft zum Atmen. Die Szenen fließen eilig ineinander über, was einerseits die Hektik und Dringlichkeit gut widerspiegelt, die innerhalb der Narrative zur treibenden Kraft wird. Andererseits jedoch gibt es in manchen Momenten nicht genügend Raum, um die emotionale Wirkung ganz auszubreiten. Tatsächlich hätte der Film von zusätzlichen 15-20 Minuten profitiert.

Doch sämtliche Drehbuch-bedingte Schwächen werden wieder vom hervorragenden Ensemble-Cast kompensiert: Erivo bleibt bei ihrer Version der Elphaba und verlagert ihre Charakterentwicklung eher in den Bereich der Selbstüberzeugung, anders als die Bühnenversion; diese fokussiert sich eher auf die Transformation der Figur von einer introvertierten Außenseiterin in eine selbstbewusste junge Frau.

Erivo hinterfragt aber interessanterweise Elphabas Selbstbewusstsein nie, sondern zeigt eher, wie sich ihr Umgang mit äußerer Ablehnung im Laufe der Handlung verändert, wobei aus einem stolzen, aber etwas verbitterten Nachwuchstalent eine selbstbestimmte, charismatische Aktivistin wird, die weder das Rampenlicht noch das kollektive Misstrauen der Massen scheut. Erivo verkörpert diese Aspekte mit subtilen darstellerischen Mitteln und bemerkenswerten Gesangsfähigkeiten, die jede Nummer mit Emotion aufladen.


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Elphaba und Glinda als sich ergänzende Gegensätze

Im Kontrast hierzu steht Grandes Rolle: Die zuvor charmant-naive Glinda durchläuft ihren eigenen Werdegang, der narrativ als Parallele zu Elphaba fungiert. Mit einem eigens für „Wicked: Teil 2“ komponierten Song wird der Figur zusätzliche Tiefe verliehen, die von Grande sehr gut umgesetzt wird, ohne dabei die Essenz der Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen zu verlieren oder maßgeblich zu verändern. Die fundamentalen Unterschiede beider Persönlichkeiten sorgen immer wieder für glaubwürdige Konflikte, werden aber auch zur Lösung vieler Probleme und zum Herzstück ihrer Freundschaft.

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Cynthia Erivo und Jonathan Bailey in „Wicked: Teil 2“

Teils wird dies durch ihr Verhältnis mit Jonathan Baileys Fiyero verdeutlicht: Zunächst sorgen seine Gefühle für Elphaba und seine Ablehnung gegenüber der perfekten Fantasiewelt, die Glinda sich zurechtmacht, für Spannung zwischen allen dreien. Doch letztendlich wird schnell klar, dass diese der Katalysator für die Entwicklungen der Figuren ist. Bailey stellt seine Begabung als Schausteller und Sänger unter Beweis und bewegt sich mühelos zwischen Musical-Performance und dramatischen Momenten.

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Im Kader geht musikalisch nur Michelle Yeoh („Everything everywhere all at once“) wieder ein bisschen unter, was neben solchen Stars wie Erivo und Grande aber nicht verwunderlich ist. Dafür verleiht sie ihrer Rolle, die wesentlich würdevoller als die Broadway-Version dargestellt wird, eine subtile Boshaftigkeit, die sehr gut ins restliche Bild der Geschichte von „Wicked“ passt. Neben der affektierten Verkörperung des Zauberers als Jahrmarktsschwindler, die Jeff Goldblum gelungen zum Ausdruck bringt, wirkt Morribles stiller Machtfanatismus stimmig, auch wenn sie an einigen Stellen Gefahr läuft, eher neutral als beherrscht zu wirken.

Fazit

Propaganda im Märchenland: „Wicked: Teil 2“ kann durchaus halten, was der erste Teil verspricht und bietet sowohl Neuinteressierten als auch Fans des Musicals ein gelungenes Finale. Das Dreamteam aus Erivo, Grande und Bailey machen den zweiten Teil trotz kleinerer Schwächen zu einem hochunterhaltsamen Filmerlebnis, das man nicht verpassen sollte.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

(78/100)

„Wicked: Teil 2“, 137 min., ab 20.11.2025 im Kino.

Weitere Infos & Bewertungen zum Film auf IMDb (7.3) | OFDb | Rotten Tomatoes (71%)

Seid ihr Wicked-Fans? Habt ihr vor, euch den neuen Film anzusehen und was erwartet ihr davon? Lasst es uns im Kommentar wissen!

Bilder: (c) Universal Studios

(upgedateter Beitrag Stand 21.11.2025)