Regisseur Todd Phillips, der aktuell Riesenerfolge mit seinem Comic-Drama „Joker“ feiert, gibt an, er habe sich von Comedy abgewendet, da „woke culture“ das Genre für ihn ruiniert habe. Denn bevor Phillips sich der Vorgeschichte von Batmans Erzfeind zuwandte, hatte er sich einen Namen mit Komödien wie „Road Trip“, „Old School“ und der „Hangover“-Trilogie gemacht.
„Woke Culture“, ein US-amerikanischer Ausdruck für erhöhte Sensibilität im Umgang mit Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, setze Komödien enorm unter Druck, sagte Phillips in einem Interview mit der „Vanity Fair“. Aus diesem Grund würden sich Regisseure von Komödien zunehmend von dem Genre abwenden.
Der Regisseur führt aus: „Versuch einmal heutzutage lustig zu sein, mit dieser ‚Woke Culture‘. Es wurden bereits Artikel darüber geschrieben, warum Komödien nicht mehr funktionieren. Ich sage euch warum – weil alle verdammten lustigen Typen sich denken: Schluss mit der Scheiße, ich will niemandem zu nahe treten.“ Und weiter: „Es ist schwer mit 30 Millionen Menschen auf Twitter zu debattieren. Es geht einfach nicht. Also hört man auf.“ Dabei liege die Respektlosigkeit laut Phillips im Wesen der Komödie.
Letzten Endes war es auch das Bedürfnis nach Respektlosigkeit, das Phillips dazu brachte, sich dem Joker zuzuwenden: „Ich habe mich gefragt, wie ich etwas Respektloses tun kann, aber dabei auf Comedy scheißen. Also habe ich das Comic-Universum genommen und es auf den Kopf gestellt. Daher kam diese Idee ursprünglich.“
Tatsächlich hat auch „Joker“ neben zahlreichen Lobgesängen für Inszenierung und Joaquin Phoenix‘ Performance des Batman-Bösewichts einige Kontroversen ausgelöst: seit der Film in Venedig uraufgeführt wurde und dort den Goldenen Löwen erhielt, wurden mit jeder weiteren Auszeichnung für den Film die Stimmen der Skepsis und Sorge lauter, vor allem in den USA. Das US-Militär warnte etwa vor möglichen Gewalttaten bei Vorstellungen des Films; am Roten Teppich der Hollywood-Premiere war nur die Presse erlaubt. Mit Fragen zu Gewaltverherrlichung machte die Presse dem Cast aber genug zu schaffen: Phoenix verließ ein Interview mit „The Telegraph“, als er über die möglichen Auswirkungen der Gewaltdarstellungen im Film befragt wurde.
Inzwischen hat Todd Phillips für seine Aussagen auch Kritik von Kollegen geerntet: „Jojo Rabbit“-Regisseur Taika Waititi kommentierte Phillips‘ Statement auf Twitter spöttisch mit den Worten „lol, der ist lustig“. „Joker“-Nebendarsteller und Comedian Marc Maron widersprach ebenfalls: „Es gibt zahlreiche Leute, die heutzutage lustig sind. Wenn du zu eingeschüchtert bist, um dich an Comedy zu versuchen, die tiefgründig, provokant oder kontroversiell ist, ohne Menschen zu verletzen, dann bist du nicht gut in deinem Job.“ (von Paul Kunz)
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