Adam Sandler: Ein Name, der bei Kindern der 90er wohl durchaus ein paar erfreuliche Erinnerungen hervorrufen dürfte, zur Zeit aber eher die Lager spaltet. Einerseits gibt es da Filme wie „Der schwarze Diamant“, im Original „Uncut Gems“, ein Netflix-Original, in dem Sandler mal wieder beweisen konnte, dass auch er ein ungeschliffenes Juwel innerhalb seiner Zunft sein kann, wenn er denn nur will. Andererseits förderte der Deal zwischen Netflix und Sandler auch Streifen wie „The Ridiculous 6“ zutage, die von den meisten Kritikern am liebsten vom Erdboden getilgt würden, bei Fans des Comedians allerdings immer zumindest passabel abschneiden. Und auch sein neuester Film „Hubie Halloween“, der seit dem 7. Oktober auf Netflix verfügbar ist, hat erneut das Zeug zum Spaltpilz. Kein Wunder, immerhin vereint er einmal mehr sämtlich Elemente, die Kritiker von Sandler bereits seit geraumer Zeit aufs Tableau bringen.
von Mara Hollenstein-Tirk
Hubie Dubois mag vielleicht nicht die hellste Kerze am Leuchter sein, was ihm Spott und die Häme seiner Mitmenschen einbringt, aber dafür hat er sein Herz am rechten Fleck und wünscht sich eigentlich nichts weiter, als dass es den Bewohnern der geschichtsträchtigen Stadt Salem gut geht. Deswegen spielt er jedes Jahr zu Halloween den freiwilligen Aufseher, immerhin kann man ja nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht vielleicht doch mal ein paar böse Geister oder längst vergessene Dämonen den Weg in die Stadt finden. Doch dieses Jahr ist alles anders, denn die Befürchtungen Hubies könnten sich tatsächlich als begründet herausstellen, als plötzlich mehrere Einwohner der Stadt vermisst werden.
Bereits diese paar Zeilen zeigen, dass sich Sandler einmal mehr eine Figur auf den Leib geschrieben hat, die wir inzwischen zur Genüge von ihm kennen: den gutherzigen Einfaltspinsel. Was bei „Billy Madison“ in den 90ern noch ganz charmant war, lässt einen heutzutage lediglich mit einem Schulterzucken zurück. Denn wer im Jahr 2020 immer noch denkt, dass es genügt, seinen Unterkiefer nach vorne zu schieben und ein bisschen merkwürdig zu reden, der hat wohl ein paar Entwicklungen der letzten Zeit verschlafen.
Natürlich muss man sagen, dass Komik immer auch der Überspitzung, Überzeichnung und Klischees bedarf, aber ein wenig Erdung im Hier und Jetzt sollte deswegen nicht verloren gehen, weswegen man dann doch eher irritiert dasitzt, als Hubie aufgrund dieser leichten Beeinträchtigungen von der gesamten Stadt, mit ein paar wenigen Ausnahmen, soweit gemobbt wird, dass es Erwachsene gutheißen, wenn Kinder mit Essen oder Gegenstände nach einem erwachsenen Mann werfen. Der sich hier offenbarende Kritikpunkt lässt sich übrigens auf den gesamten Film ausweiten, da man während der Sichtung einfach das Gefühl nicht los wird, in einer Zeitblase gefangen zu sein – zirka 20 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Als wäre die Zeit für Sandler und seine Buddies, zumindest in deren Köpfen, stehengeblieben.
Apropos Buddies, wie nicht anders zu erwarten, versammelt Sandler einmal mehr die üblichen Verdächtigen um sich – Kevin James, Rob Schneider und Ben Stiller gehören bei Filmen von Happy Madinson Productions, dem Produktionsstudio Sandlers, ja quasi schon zum Inventar – wie so oft weiß er mit ihnen aber nicht wirklich viel anzufangen. Eigentlich hat man sowieso viel zu oft das Gefühl, dass die eingeschworene Truppe gar nicht versucht, das jeweils Beste aus den anderen herauszukitzeln, sondern es viel wichtiger ist, einfach mal wieder eine gute Zeit gemeinsam zu verbringen. Prinzipiell ist daran ja auch nichts verkehrt, aber zu herausragenden Ergebnissen führt so ein Vorgehen halt wirklich nur in den allerseltensten Fällen. Wobei einen das vergeudete Potenzial der Chaostruppe noch weniger schmerzt, als zu sehen, wie Größen wie Steve Buscemi und Ray Liotta hier sinnlos verheizt werden.
Fazit
So bleibt am Ende genau jenes Fazit übrig, welches fast alle Komödien Sandlers in den letzten Jahren begleitet – kein Wunder, fühlen sie sich doch alle gleich schablonenhaft an, mit den immer selben Gags, Figuren und Entwicklungen: Fans dieses Humors werden auch mit „Hubie Halloween“ wieder ihren Spaß haben, wem das Ganze aber vorher schon eher zum Hals rausgehängt ist, der wird aufgrund dieses Streifens seine Meinung auch nicht ändern.
Bewertung
(36 / 100)
Bild: Netflix
Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, Sandler – Filme zu schauen.
Mein Sohn und ich haben ihn nicht durchgehalten- mein Sohn ist 11 und durch aus noch in der Zielgruppe, die sich zumindest unterhalten von Sandlers durchschnittlicher Darbietung fühlt. Wenn es einem 11 jährigen zu flach und albern ist, sagt das eine Menge.