Denkt man zurück an die Anfänge, wo Lockdown und Quarantäne für viele zu neuen (vielleicht auch sonderbaren) Hobbys, tagelangem Dauerkonsum von Streamingangeboten oder Erprobung von Zoommeetings im Homeoffice führte, hieß es für die Filmindustrie erst einmal Stillstand. Aber Kreativität lässt sich so schnell eben nicht zügeln. Mit strengsten Auflagen, Isolationsvorschriften und etlichen Sicherheitsprotokollen fühlten sich selbst große Hollywoodproduktionen (wie „Mission: Impossible 7“ oder „Jurassic World“) in ihrer selbstauferlegten „Bubble“ sicher und setzten die Arbeiten fort. Am Ende natürlich auch überschattet von dem ein oder anderen Coronafall, ausufernder Drehdauer und hohen Kosten.
von Madeleine Eger
Solch ein Szenario greift Judd Apatow („Jungfrau (40), männlich, sucht…“, „Beim ersten Mal“ oder „Immer Ärger mit 40“) auf und inszeniert einen Film, der die quarantänegeplagten Schauspieler und die entstandenen Absurditäten am Set aufs Korn nimmt. Auch wenn die neue Komödie gern „eine Ablenkung in schwierigen Zeiten“ sein möchte (so das Statement, das die mehr als zwei Stunden Laufzeit einrahmt), kommt „The Bubble“ nach mehreren Lockdowns und zwei Jahren Corona-Regelwahnsinn schlichtweg zu spät. Denn: der Großteil der aneinandergereihten Sketche fühlen sich schon jetzt unglaublich eingestaubt und veraltet an.
Nachdem ihr Film „Jerusalem Rising“ floppte und vernichtende Kritiken nach sich zog, braucht Carol (Karen Gillan) einen Erfolg. Ihr Manager Marti (Rob Delaney) schlägt ihr deshalb den neuen und sechsten Teil der „Cliff Beasts“ Reihe vor. Der soll nun den Wiedereinstieg für Carol markieren. Die hat allerdings Bedenken, dass ihre Schauspielkollegen Lauren (Leslie Mann), Sean (Keegan-Michael Key), Dustin (David Duchovny), Dieter (Pedro Pascal) und Howie (Guz Khan) ihr immer noch übel nehmen, dass sie die Crew nach vier Filmen hat sitzen lassen und Teil 5 ohne sie auskommen musste. Wie sich herausstellt, ist die alte Fehde jedoch das kleinste Problem in der Bubble, denn trotz Quarantäne und Sicherheitsprotokoll müssen die Dreharbeiten ständig unterbrochen werden. Der Cast sitzt also zunehmend länger im Hotel fest und sieht sich mit Langeweile und anderen produktionsbedingten Katastrophen konfrontiert.
Unter pompösen „Jurassic Park“ ähnlichen Klängen blenden die Poster des 23. größten Actionfranchises des neuen Millenniums auf. Eine offenbar trashige Filmreihe, die mit allerhand abstrusen Szenarien und unfassbarer Prominenz aufwartet – fast so wie „The Bubble“ selbst. Denn zumindest die Schauspielriege, die Apatow vor der Kamera versammelt, ist beachtlich. Das Szenario hingegen deutlich weniger. Vermutlich hätten falsch durchgeführte Virustests, das sich sekündlich wechselnde Regelwerk, wer wie wann welche Maske zu tragen hat, sowie die Orientierungs- und Ahnungslosigkeit im Umgang mit der vorher nie erlebten Situation vor noch gut einem Jahr für etliche Lacher mehr sorgen können, denn: Der Wiedererkennungswert ist hoch. Mittlerweile ist man dessen aber derart müde, dass all dies nicht mal mehr ein zaghaftes Schmunzeln hervorruft. Aber nicht nur der versucht humoristische Blick auf die Pandemie verfehlt seine Wirkung, auch die satirische Aufarbeitung von Starallüren, Hollywood Studiogier und TikTok-Wahnsinn funktioniert in „The Bubble“ kaum. Kurze Sketche, die sich zuweilen auf viel Insiderwissen stützen, reihen sich fast zusammenhanglos aneinander, um Ende ein Konstrukt einer wahnsinnig dünnen Rahmenhandlung zu formen. Während die Motivation schon am Anfang bröckelt, man noch zwei Beziehungsdramen aufgedrückt bekommt, kann man schon kurz darauf zugedröhnten, kotzenden, sich bepinkelnden Schauspielern zuzugucken, die entweder vor den Green Screens baumeln oder sich gleich mehrfach völlig sinnbefreit mit TikTok-Tänzen die Zeit totschlagen. In diesen zuweilen unfassbar trägen Quatsch streut Apatow dann zusätzlich noch etliche fast ausschließlich irrelevante Cameos ein. John Cena, James McAvoy oder auch ein ganz gruseliger Bendedict Cumberbatch – Zuschnitt finden sich mit kaum mehr als einem müden Oneliner in dem Film wieder.
Das Script der witzbefreiten Komödie ist allerdings nur die eine Schwachstelle. Die Andere die völlig überzogene Laufzeit. Der Film hat durchweg mit Langweile zu kämpfen, sodass sich “The Bubble”schon deutlich vor Erreichen der Halbzeitmarke und ohne erkennbaren Höhepunkt spürbar quälend in die Länge zieht. Da kann dann auch am Ende der Minitwist das Ruder nicht mehr rumreißen, wenn nämlich statt dem gewollten Actionfilm eine Dokumentation aus dem nebenher gedrehten Behind-the-Scenes Material plötzlich die Oscars kapert. Hier drängt sich schlussendlich das Gefühl auf, dass der Regisseur insgesamt mit einer Mocumentary weitaus besser beraten gewesen wäre, um seiner versuchten, aber nur allzu oberflächlichen Satire tatsächlichen Biss zu verleihen.
Fazit
„The Bubble“ zeigt sich mit prominentem Cast, jedoch nahezu humorlos und merklich zu handzahm, um als Satire durchgehen zu können. Der zynische Blick auf die Pandemieanfänge und deren ausufernde, verwirrende Regeln wirkt schon jetzt einfach wahnsinnig schlecht gealtert. Und wenn lediglich Karen Gillian sowie Pedro Pascal in ihren Rollen etwas freidrehen dürfen, wünscht man sich, man hätte tatsächlich den sechsten Teil vom Blödelprojekt „Cliff Beasts“ sehen dürfen, also diese notdürftig drumherum zusammengeschusterte und viel zu lange Möchtegernkomödie. Seit 1.4. auf Netflix.
Bewertung
(10/100)
Bild: (c) Netflix