Die internationale Filmbranche rätselt immer noch, wie das offenbar gefälschte Interview mit Clint Eastwood, das am Wochenende im österreichischen Kurier erschien, zustande gekommen war. Die bisherigen Aussagen seitens der Interviewerin und des Kuriers geben keine klaren Auskunft und widersprechen einander teils sogar. Im Fokus steht nun auch die Person, die das vermeintliche Interview geführt hat: Hollywood-Korrespondentin Elisabeth Sereda.
Update: Kurier feuert Sereda nach Gespräch
Mangels klarer Aussagen dominierten Spekulationen: Klar ist, dass der Interviewte selbst, Clint Eastwood, in einem Statement von gestern in Deadline sagte, das Gespräch habe nie stattgefunden und der Inhalt sei frei erfunden. Dier Vermutungen in der Branche lauteten wie folgt: 1. Die Autorin hat das Interview gänzlich erfunden. 2. Es war mit KI erstellt worden, wofür es einige Anzeichen im Text gibt. 3. Oder – der am wenigsten fatale Fall – das Interview wurde bereits 2024 (oder früher) geführt und erst jetzt veröffentlicht, ohne das klar zu kennzeichnen.
Update: Der Kurier veröffentlichte am 3.6.2025 am Abend ein Statement. In diesem wird darauf verwiesen, dass man Elisabeth Sereda inzwischen erreichen konnte. Laut der Autorin hatte das Interview mit Eastwood in der Form tatsächlich nie stattgefunden. Es wäre ein „Best of“ alter Interviews gewesen. Der Artikel hatte das aber in keiner Weise in dieser Form gekennzeichnet. Der Kurier zog dies Konsequenzen und beendet laut der Aussendung die Zusammenarbeit mit Sereda mit sofortiger Wirkung. Inzwischen hat sich auch Sereda selbst zu der Causa geäußert.
Wer ist Elisabeth Sereda?
Elisabeth Sereda war jahrelang ORF-Korrespondentin in Hollywood und war auch Mitglied der Hollywood Foreign Press Association, die bis 2023 die Golden Globes verlieh. Sie soll laut aktuellen Infos weiterhin Mitglied der neu gegründeten Organisation sein, die die Globes nach einer internen Reform verleiht.
Sereda pflegt(e) aus dieser Position heraus gute Kontakte zur Elite Hollywoods und hatte in der Vergangenheit Interviews mit zahlreichen Größen der Branche geführt. Ihr Instagram-Profil zieren auch Fotos mit A-Stars, unter anderem mit George Clooney (siehe Titelbild). Für ihr 2017 erschienenes Buch „Hollywood Backstage“ soll Clooney das Vorwort verfasst haben.
Elisabeth Sereda: Von Wien nach Hollywood
Seredas Karriere begann mit gerade einmal 15 Jahren beim österreichischen Radiosender Ö3, nachdem sie sich über eine Sendung beschwert hatte und daraufhin die Gelegenheit erhielt, selbst Inhalte zu gestalten. Nach sechs Jahren bei Ö3, wo sie als „Showbiz-Liz“ bekannt wurde, zog es sie 1987 nach Los Angeles.
In Los Angeles etablierte sich Sereda als Hollywood-Reporterin, unter anderem für den ORF, die „Kronen Zeitung“ und den „Kurier“. Seit 2014 betreibt sie außerdem das Magazin „Fillmore“, das den Wissensaustausch zwischen dem Silicon Valley und dem deutschsprachigen Raum fördert und berichtet als freie Korrespondentin über Technologie und Wirtschaft.
Zuletzt Interviews mit Jude Law, Cate Blanchett, Pamela Anderson
Die aktuellen Berichte und der „Fall Eastwood“ lassen nun auch Fragen zu zuletzt im Kurier erschienenen Artikeln aufkommen: In den letzten 3 Monaten waren dort Interviews zwischen Sereda und den Top-Stars Jude Law, Cate Blanchett und Pamela Anderson veröffentlicht worden, allesamt Namen, an die man in der Regel nur schwer herankommt. In diesen Fällen hatte allerdings niemand eine Fälschung moniert. Nun stellt sich die Frage, ob auch diese Interviews oder Teile daraus frei erfunden gewesen sein könnten. Die ZIB1 im Orf hatte zuletzt auch über Ungereimtheiten in Bezug auf das Interview mit Jude Law und ein anderes mit Ben Affleck berichtet. (red.)
(Stand: 5.6. 10:36)
-> Kritik zu Eastwoods neuem Film „Juror #2“
Titelbild: Screenshot Instagram / Elisabeth Sereda neben George Clooney, Foto aus 2012.
