Der Streamingdienst Netflix hat nun auf Kritik an seiner Teilnahme an den Oscars reagiert. „Wir lieben Kino“ heißt es auf dem Twitteraccount des Unternehmens. Man wolle aber jenen Menschen die Möglichkeit geben, Filme anzusehen, die nicht in der Nähe eines Kinos wohnen oder sich den Besuch nicht leisten können. Darüber hinaus biete Netflix Filmschaffenden zusätzliche Wege, ihre Kunst zu teilen.
Grund für die Kritik gegenüber Netflix ist die zunehmenden Präsenz von Streaming-Filmen bei den Oscars. So gehörte das von Netflix produzierte Drama „Roma“ mit drei gewonnenen Preisen zu den Siegern der Verleihung im vergangenen Februar. Der Streaming-Riese, der seit seiner Gründung die Art, wie Menschen Filme konsumieren, massiv umgekrempelt hat, mischt nun also ganz vorne im Oscarrennen mit. Ein Dorn im Auge jener, die dadurch das klassische Kinoerlebnis gefährdet sehen. Zu den Kritikern gehört auch Star-Regisseur Steven Spielberg.
Auch wenn Netflix Spielberg nicht direkt beim Namen nennt, lässt sich der Tweet als Antwort auf das kürzlich geäußerte Bestreben des mehrfachen Oscar-Gewinners verstehen, Streaming-Filme künftig nicht zur Oscarverleihung zuzulassen. Bereits in der Vergangenheit hatte Spielberg Streaming-Filme mit TV-Produktionen verglichen und sie damit in die Zuständigkeit von Fernsehpreisen verwiesen. Und als einflussreicher Vertreter der Regie-Branche innerhalb der Academy of Motion Picture Arts and Sciences könnte Spielberg beim nächsten Treffen der Academy-Direktoren durchaus Veränderungen diesbezüglich anstoßen.
So wünscht sich Spielberg strengere Qualifikationskriterien. Er wirft Streamingdiensten vor, die Mindestanforderungen gerade so zu erfüllen, bloß um eine Nominierung erhalten zu können. Die derzeitige Regelung der Academy sieht unter anderem vor, dass Filme mindestens eine Woche im Kino zu sehen sein müssen, um für eine Nominierung in Frage zu kommen. Ein exklusives Zeitfenster für den Kinostart, ohne zeitgleiche Veröffentlichung auf einer Streamingplattform, ist allerdings keine Bedingung für die Qualifikation. Ob und welche Änderungen im Regelwerk der Academy tatsächlich vorgenommen werden, bleibt abzuwarten.
von Paul Kunz
Ich finde die es ehrlich gesagt unangemessen Netflix mit TV-Produktionen zu vergleichen. Gerade Filmen wie Roma oder Annihilation oder andere Konsorten wird dieser Vergleich einfach nicht gerecht und ich finde es mehr als gerechtfertigt, dass Netflix mitkonkurriert, denn sie geben mutigen Projekten eine Chance und das Budget, um sich ganz zu entfalten und es ist dieser Mut der anderswo in der Kinolandschaft oft vermisst wird. Gerade Roma hat es gezeigt, dass er ein Recht auf die Oscars hat und da muss die Academy und der werte Herr Spielberg auch einfach mal mit der Zeit gehen. Klar ist, dass man auch für das Überleben des Kinos sich Gedanken machen muss, jedoch sind es doch gerade diese Arthouse-Filme, die in der Kinolandschaft viel zu sehr untergehen würden und ich denke nicht, dass Roma sich eines so breiten Publikums und einer solch großen Aufmerksamkeit sonst hätte bedienen können.
Meiner Meinung nach muss da definitiv eine andere Lösung gefunden werden, als Netflix von den Oscars auszuschließen. Das ist einfach nicht mehr zeitkonform und damit würden sich die Oscars auf lange Sicht nur selbst ins Aus befördern.
Danke für den ausführlichen Kommentar, über sowas freuen wir uns immer! Ist ein schwieriges Thema, ganz ausschließen wird schwierig, aber es sollte ein Mittelweg gefunden werden. Nominierung sollte mmn. aber jedenfalls an einen (zumindest limitierten) Kino-Run gekoppelt bleiben, da Streaming und Kino einfach 2 unterschiedliche Medien sind. //ck
Wir haben durch die aktuell löcherigen Regeln bei den Academy Awards die Situation, dass sich Streaming-Filme sowohl für die Oscars, als auch für die Emmys qualifizieren können. Das ist ungerecht. Die Oscar-Regeln müssen deshalb klarer formuliert werden, und daran arbeitet Steven Spielberg.
Danke für die Erläuterung. Wie gesagt, ich kann seine Argumentation nachvollziehen. Ich bin nicht gegen Netflix bei den Oscars generell, aber es sollte geklärt werden, unter welchen Voraussetzungen. Und ohne Kino-Run hat kein Film bei den Oscars etwas verloren. //ck