Was für ein Wirbel: Gestern Abend gingen Kurzvideobotschaften durchs Netz (die meisten davon kann man HIER anschauen), in denen sich rund 50 deutsche und österreichische Schauspieler und Schauspielerinnen satirisch, sarkastisch und kritisch mit den Corona-Maßnahmen und der tristen Lage in ihrer Branche auseinandersetzen. Die dazugehörige Website ist seitdem derart überlastet, dass sie nicht mehr aufgerufen werden kann.
Film- und Fernsehstars wie Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Vicky Krieps, Nina Proll, Manuel Rubey oder Niki Ofczarek wollten damit darauf hinweisen, dass insbesondere in der Kunst- und Kulturbranche seit Monaten Konzepte und Perspektiven fehlen, wie es weitergehen soll. Während Liefers eine Polemik gegen vermeintlich “gleichgeschaltete Medien” und für kritischen Journalismus zum Besten gibt, klingt das Ganze bei Rubey, der speziell auf die Kunstszene eingeht, so:
“Ich habe einen wichtigen Appell: Ich bin dafür, die Theater, die Museen, die Kinos, die Kabarettbühnen überhaupt nie wieder aufzusperren. Niemand braucht Kunst. (…) Lockdown für immer, #niewiederkunst.”
In den “Sozialen Medien” führten die Appelle jedoch weniger zu Begeisterung, als vielmehr zu einem riesigen Shitstorm, der die beteiligten Künstler und Künstlerinnen in die Nähe der Corona-Leugner, Querdenker oder Nazis rückt. Es wirkt mehr als absurd, etwa die Aussagen von Rubey oder seines österreichischen Kollegen Ofczarek in die Nähe von Menschen zu rücken, die teils gewaltvoll auf den Straßen protestieren, die Polizei attackieren, sinnvolle Maßnahmen missachten oder gar behaupten, Corona wäre eine Lüge.
Inzwischen sahen sich mehrere der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen dazu gezwungen, zu ihren Videos Stellung zu beziehen. Einige distanzierten sich von der Unterstellung, ihre Aussagen wären Ausdruck eines “rechtsradikalen Gedankenguts” , andere wie Manuel Rubey verteidigten ihr Statement mit dem Hinweis, es wäre ihnen nur um Kritik am gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Kunst und Kultur gegangen. (red.)
Bild: Screenshot Youtube
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Da wurde sich mithilfe eines unangebrachten Sarkasmus polemisch mit der Lage auseinandergesetzt, anstatt bei einer mehr als berechtigten Kritik zu bleiben
‘…als vielmehr zu einem riesigen Shitstorm, der die beteiligten Künstler und Künstlerinnen in die Nähe der Corona-Leugner, Querdenker oder Nazis rückt…’
Nicht der Shitstorm rückt die Schauspieler in die Nähe der Genannten. Das tun die Schauspieler meiner Meinung nach selbst mit ihren Aussagen.
Gerade als gestandene Schauspieler/Medienprofis hätte man das besser wissen müssen/können und daher die durchaus berechtige Kritik an manchen der Corona-Massnahmen besser machen müssen/können.
Wie du sagst: “durchaus berechtigte Kritik” – über Ton und Form kann man streiten, aber die Perspektivenlosigkeit in einer gesamten Branche anzuprangern, rückt einen nicht automatisch in die Nähe von Nazis. So viel Weitsicht und Differenzierung muss schon vorhanden sein, sonst können wir jeglichen Meinungsaustausch und Diskurs aufgeben – und das sollten wir nicht. //ck
Das sicher nicht. Aber wenn man sich bestimmter Ausrücke bedient, muss man sich auch nicht wundern, wenn Parallelen gezogen werden.
Wenn man sich dann noch vollkommen empathielos präsentiert und sich dann noch der Verantwortliche der Website, auf der die Aktion präsentiert wird, als zumindest Querdenker-nahe entpuppt, muss man sich über den Shitstorm nicht mehr wundern. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu…