Hollywood hält bekannterweise vehement an den erfolgreichsten Filmreihen fest und reitet die Nostalgiewelle bis zum bitteren Ende – somit ist auch Indiana Jones nicht vor einem weiteren Beitrag, über 40 Jahre nach dem ersten Abenteuer, verschont geblieben und präsentiert nun seinen fünften Teil. Ob die beliebte Figur immer noch die gleiche Wirkung auf das Publikum hat, ist mittlerweile allerdings fraglich.
Von Natascha Jurácsik
Dr. Indiana Jones steht kurz vor dem Ruhestand und bereitet sich auf den einsamen Rest seines Lebens vor. Doch als plötzlich die Tochter eines alten Freundes bei ihm auftaucht und ihn erst zu einem neuen Abenteuer überreden will und anschließend bestielt, lässt Indy seinen stillen Alltag hinter sich, um sich einem alten Feind zu stellen.
Der Film beginnt mit einem Rückblick in die Zeit, als Nazis okkulte Artefakte stahlen und Indy sie daran hinderte. Hierfür hat Disney keine Kosten und Mühen gescheut, damit Harrison Ford mittels CGI und KI in sein jüngeres Ich verwandelt werden konnte. Der Effekt ist zweifelsfrei besser gelungen als vorherige Versuche solcher Art, doch es stellt sich die Frage, ob dies nun zum allgemeinen Standard für beliebte Filmreihen wird. Anstatt ihre Geschichten enden zu lassen, werden bekannte Figuren immer wieder auf die Leinwand gezerrt und da man nicht ohne Erklärung die Darsteller austauschen will, müssen sie nun mal unters digitale Messer. Wie produktiv ist dieser Trend aber wirklich? Man sollte meinen, dass es mehr Sinn ergibt sowohl die Charaktere als auch die Schauspieler in Würde abtreten zu lassen.
Hier endet der Gebrauch computergenerierter Mittel auch nicht: Jegliche Kulissen, die man nicht in kürzester Zeit in einem Lagerhaus des Studios nachbauen kann, wurden per Mausklick bereitgestellt. Die Zeit der großen Filmsets scheint für Disney endgültig vorbei zu sein und obwohl die Arbeit visuell zufriedenstellend ist, fehlt den Settings ein gewisser Charme. Es wirkt als hätte man den gesamten Film mit einem qualitativ hochwertigen Instagram-Filter versehen.
Auch die Action-Szenen, für die die Reihe bekannt ist, sind zwar gut choreografiert und teils spektakulär, doch oft so hektisch, dass sie unüberschaubar werden. Es ist offensichtlich, dass man versucht Harrison Fords körperlich inaktivere Darstellung der Titelfigur zu kompensieren, indem entweder eine Masse an Nebencharakteren gleichzeitig ihre Kämpfe ausficht oder die Kamera durch optische Akrobatik das Bild so weit in Bewegung hält, dass der minimale Beitrag der Akteure kaum auffällt.
Was jedoch nicht durch Post-Production überspielt werden konnte sind die Schwächen des Drehbuchs. Zwar ist die Story interessant, der Aufbau nachvollziehbar – wenn auch verschachtelt – und der Humor passend, doch der Film ist mit über zweieinhalb Stunden Spielzeit dennoch eindeutig zu lang. Die viel zu detaillierten Flashbacks, die Schar an alten Charakteren aus vorherigen Filmen, die teils langweiligen, oberflächlichen Dialoge und die Wiederholung visueller Gags binnen kürzester Zeit tragen dazu bei, dass das Skript von einer umfangreicheren Überarbeitung profitiert hätte. Am enttäuschendsten ist – so wie beim vierten Teil „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ – das Ende: Zwar sind die Abenteuer von Indy dafür bekannt Geschichte, Archäologie und Mystizismus miteinander zu verbinden, doch sollte man letzteres in Maßen genießen. Anstatt aus dem Fehler des vierten Films zu lernen, übertreibt auch „Das Rad des Schicksals“ grenzenlos und strapaziert die ohnehin wacklige Glaubwürdigkeit des Plots, wodurch das Publikum endgültig aus der Handlung gerissen wird.
Ein Lichtstrahl am Horizont sind dafür die Schauspieler: Zwar ist Harrison Ford nicht mehr der charmant freche Indy aus seiner Jugend, doch schafft er es dennoch die Sympathie des Publikums für sich zu gewinnen. Auch Phoebe Waller-Bridge sorgt als Helena Shaw für viel Humor und Dynamik innerhalb der Figurenkonstellation und dass Mads Mikkelsen der Perfekte Antagonist für jeden Helden ist, dürfte mittlerweile keinen mehr überraschen. Die Musik von Komponist John Williams hat ebenfalls seinen Zweck als typischen Indiana Jones Soundtrack mehr als erfüllt.
Fazit
Eine interessante Story, ein guter Cast und einige glänzende Momente in den Bereichen Humor und Action reichen leider nicht aus, um das amateurhafte Drehbuch zu retten. Somit begeht „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ähnliche Fehler wie sein Vorgänger und bedeutet trotz der großen Beliebtheit des Titelhelden hoffentlich das Ende der Reihe.
Bewertung
(58/100)
Bild: (c) Walt Disney Company
Anschauen werde ich mir den wohl – wenn er mal bei Netflix oder Prime auftaucht. 🙂