Die Erde brennt und steht vor dem Kollaps, der UNO-Generalsekretär spricht apokalyptisch vom Beginn der Ära des “global boiling” und viele Menschen bekommen die Auswirkungen des Klimawandels erstmals direkt zu spüren, sei es durch Waldbrände, zerstörerische Stürme und massive Überflutungen: In diese Gemengelage sollte der Film “Last Contact” gut passen, möchte man meinen, der seit wenigen Tagen in den Kinos zu sehen ist. Die Aktualität des Themas war wohl auch der Grund, warum eine eher kleine deutsche Produktion mit internationalem Cast und weitgehend unbekanntem estnischem Regisseur einen breiten Kinostart erleben darf. Das Problem dabei: Der angekündigte Öko-Thriller handelt nur am Rande von den durch den Menschen verursachten Schäden an der Natur und ist vor allem eines: Langweilig.

von Christian Klosz

Dabei mutet die Ausgangslage durchaus vielversprechend dystopisch an: Im Jahr 2063 hat die Erde einen tatsächlichen Kollaps hinter sich, die Erdoberfläche wurde von Wasser überflutet und der verbleibende Teil der Menschheit lebt auf zwei kleinen Kontinenten, die verfeindet sind. Eine der beiden Seiten verfügt über eine Atombombe, die auf einer Plattform mitten im Meer stationiert ist. Eine vierköpfige Crew bestehend aus Cassidy (Kate Bosworth), Sullivan (Lucien Laviscount), Baines (Martin McCann) und Hendrichs (Thomas Kretschmann) bewacht diese Plattform, verwaltet die Bombe und gibt regelmäßige Updates ans Festland. Als sich diverse, unerklärliche Vorkommnisse mehren, ein Schiff auftaucht und es Komplikationen mit der Signalübermittlung gibt, steigen auch die Spannungen unter den Crewmitgliedern und bald ist nicht mehr klar, wer der 4 welche Ziele verfolgt.

Abgesehen vom Prolog und vom Epilog des Films geht “Last Contact” wenig bis nicht auf die Themen “Klimawandel” und den Kampf um Ressourcen ein. Die dienen lediglich dazu, das Setting zu etablieren. Im Kern handelt es sich um ein Kammerspiel aus nur 4 Spielern – das aber kaum jemals Spannung aufkommen lässt. Das liegt in erster Linie am schrecklich langweiligen Drehbuch, dem jegliche Ideen fehlen, wie man das durchaus interessante Setting dramaturgisch ausgestalten könnte.

Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es so auch nicht: Die Crew mutmaßt darüber, warum sie nicht von der Ersatzcrew abgelöst wird, was auf dem Festland vor sich gehen könnte – und kriegt sich zunehmend in die Haare, da jedem von ihnen die Situation psychisch immer mehr zusetzt. All das könnte man aber auch in 10 Minuten darstellen – stattdessen macht es den Hauptteil des Films und den eigentlich Plot aus, der so fast eineinhalb Stunden mau dahinplätschert (und nebenbei mit einer Laufzeit von knapp 2 Stunden viel zu lang ist). Es entsteht – abgesehen von den letzten 15 Minuten – so gut wie nie Spannung, weder aus der Handlung, noch durch die Inszenierung. Und auch nicht zwischen den Figuren beziehungsweise aus dem Schauspiel der Darsteller. Die ethisch-philosophischen Implikationen einer bi-polaren, post-apokalyptischen Welt werden nur in minimalen Nebensträngen tangiert, womit “Last Contact” sein Potential nahezu komplett verspielt.

Aus rein technisch-handwerklicher Sicht lässt sich wenig an dem Film aussetzen: Die Aufnahmen sind solide, die nötigen Effekte ordentlich umgesetzt. Das bringt aber alles nichts, wenn eine Handlung im engeren Sinne nicht vorhanden ist und ein Werk auch sonst so gut wie keine Aspekte bietet, die irgendwie das Interesse des Publikums wecken könnten.

Wenn man 90 Minuten durchgehalten hat (und nicht bereits davor eingeschlafen ist), kommt erstmals leichte Spannung auf: Die mysteriösen Vorkommnisse auf der Plattform werden schrittweise aufgelöst und das Ende bietet zumindest im Ansatz so etwas wie eine moralische Betrachtung dieser post-apokalyptischen Welt und einen Blick auf die sich daraus ergebenden Perspektiven. Es gibt aber dutzende Filme, die ähnliche Themen um ein Vielfaches kunstvoller (“Melancholia“), klüger und kritischer (“Don’t Look Up!“) oder profunder behandeln (“Soylent Green”), aus einem ähnlichen Setting viel, viel mehr machen (“Sunshine”) – oder zumindest für Action und Unterhaltung sorgen (“Armageddon”). Nichts davon trifft auf “Last Contact” zu. Leider.

Fazit

Interessante Idee, miserable Umsetzung: “Last Contact” gelingt es – trotz soliden technischen Handwerks – nicht, ein aktuelles Thema auf spannende Weise filmisch aufzubereiten. Nahezu alle Aspekte dieses Nicht-Thrillers scheitern und lassen einen bisweilen hoffen, die im Film präsentierte, dystopische Welt möge endlich vollkommen untergehen. Die angedeuteten philosophischen und ethischen Implikationen sind nur ein schwach Trost für ein über weite Strecken völlig verunglücktes Machwerk.

Bewertung

Bewertung: 4 von 10.

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Bildquelle: (c) Weltkino Filmverleih