Christopher Storers Hitserie veröffentlichte diese Woche ihre zweite Staffel auf Disney+ und muss nach einem kritisch erfolgreichen Start letztes Jahr sehr hohe Erwartungen bei Fans erfüllen. „The Bear“ erzählt die Geschichte des Sandwich-Ladens, der zum Fine-Dining-Lokal aufsteigen will, und seines kulinarischen Teams, das trotz eigener Schwierigkeiten alles für eine gelungene Neueröffnung tut, weiter. Doch kann die Show halten, was sie verspricht?

Von Natascha Jurácsik

Nachdem Carmy und die restlichen Angestellten des Kultladens „The Beef“ das versteckte Geld seines verstorbenen Bruders Michael finden, beginnen sie sogleich mit dem Umbau in ein gemütliches Fine-Dining-Restaurant unter dem neuen Namen „The Bear“. Doch solche Pläne sind alles andere als einfach umzusetzen und nachdem schnell klar wird, dass das Geld nicht reicht, beginnen die Probleme sich zu häufen. Zusätzlich finden auch im persönlichen Leben des Teams große Veränderungen statt, die sie sowohl individuell als auch gemeinsam meistern müssen.

Wie auch in der ersten Staffel balancieren die zehn neuen Folgen von „The Bear“ die Darstellung von innerem und äußeren Chaos auf sehr geschickte Weise. Hektische Auftritte mit lautem Geschrei, viel Bewegung und energischer Kamera werden kontrastiert mit stillen Momenten, wo geflüstert wird und das Bild von einer fast unangenehm detaillierten Nahaufnahme der Gesichter einzelner Figuren ausgefüllt ist. Beide Arten von Szenen wechseln einander ab zwischen einem munteren, humorvollen Ton und einer beklemmenden, fast ominösen Atmosphäre. Die Stimmung hängt hierbei ausschließlich von den subtilen Ebenen der Interaktionen jeweiliger Charaktere ab und zeigt, dass sich Storer durchaus darauf versteht, realistische, packende Beziehungen für ein Publikum einzufangen.

Das Drehbuch ist wie schon im vorherigen Teil ziemlich stark: Die verschiedenen Entwicklungen und Reaktionen fühlen sich organisch und glaubhaft an, die Dialoge scheinen direkt aus dem echten Leben zitiert zu sein und beinhalten viel Subtext, der jedes Gespräch mit Bedeutung bereichert. Und trotz der von vielen als stressig und turbulent empfundenen Stilistik nimmt sich Staffel 2 viel Zeit für die ruhigen Augenblicke. Diese bringen die Handlung streng genommen nicht weiter und können daher etwas überflüssig wirken, allerdings gewinnt man durch sie einen tieferen Einblick in die inneren Welten der Akteure, was sich auf Dauer auszahlt.

Doch auch die Elemente abseits der Kerngeschichte sind interessant: Der neue Teil von „The Bear“ nutzt das Setting voll aus und die zahlreichen Shots von Chicago machen die Story nicht nur greifbarer, sondern tragen auch zur Stimmung der einzelnen Folgen bei. Die lokale Kulinarikszene tritt ebenfalls mehr in den Vordergrund als bei der vorherigen Staffel und durch den Bezug auf echte Restaurants und die tatsächlichen Veränderungen der dortigen Branche wird die Handlung noch mehr in der Realität verankert. Abseits des Visuellen ist auch das Sounddesign wieder ein kleines Highlight: Hintergrundgeräusche verraten noch vor dem ersten Wortwechsel viel über den mentalen Zustand der Figuren – insbesondere des Protagonisten Carmy – und die Musik ist ebenfalls atmosphärisch, wenn auch manchmal etwas zu aufdringlich.

Ein weiterer Höhepunkt sind natürlich die Darsteller, die ihre hervorragenden Leistungen auch jetzt zur Schau stellen. In der ganzen Staffel lässt sich schauspielerisch kein schwaches Glied finden, was nicht nur allein dem hervorragenden Drehbuch zu verdanken ist. Besonders Ebon Moss-Bachrach (Cousin Richie) überrascht mit mehr Tiefgang als erwartet. Doch auch seine Kollegen können mit den Talenten des Hauptdarstellers Jeremy Allen White (Carmy) mehr als nur mithalten, wodurch nicht eine Szene uninteressant ist, egal wer sie dominiert.

Fazit

Auch in Staffel 2überzeugt „The Bear“ auf allen Ebenen. Eindringliche Dialoge, dynamische Kameraführung, begabte Schauspieler und viel bedeutungsreicher Subtext führen die Handlung rund um das Restaurantteam von Chef Carmy auf gelungene Art weiter. Wem bereits die erste Staffel nicht gefiel, wird auch mit dieser nicht glücklicher, doch Fans dürfen sich darüber freuen, dass ihre Erwartungen definitiv erfüllt wurden.

Bewertung

Bewertung: 9 von 10.

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Bilder: (c) Chuck Hodes/FX / Disney