Mit „The Running Man“ liefert Regisseur Edgar Wright („Last Night in Soho“) eine Verfilmung des Stephen King-Romans „Menschenjagd“, der bereits 1987 mit Arnold Schwarzenegger lose adaptiert worden ist. Diesmal schlüpft Glen Powell („Wo die Lüge hinfällt“) in die Hauptrolle der actionreichen Dystopie, die am 13. November in den Kinos gestartet ist. So wirklich geht die Formel des Films aber nicht auf.
Kritik von Jonas Schilberg
„Running Man“ ist „Brot und Spiele“ eines dystopischen Amerikas
In einer düsteren Vision hat die Ungleichheit derart drastische Züge angenommen, dass die USA aus Slums für die Armen und Gated Communitys für die Wohlhabenderen bestehen. In Schach gehalten wird das enorme Konfliktpotenzial durch einen autoritären Staat sowie durchschlagende Fernsehshows. Eine dieser Sendungen, die ganz nach dem Prinzip „Brot und Spiele“ funktionieren, ist „Running Man“: Hier müssen sich Personen aus der Unterschicht, die angeblich gegen gesellschaftliche Werte verstoßen, 30 Tage lang verstecken, um Geld zu gewinnen – bislang wurden aber immer alle geschnappt, heißt: erschossen.
Ben Richards (Glen Powell) will sich eigentlich für eine der zahlreichen anderen Shows als Kandidat bewerben. Er braucht das Geld, denn sein Kind ist schwerkrank, aber Medikamente bekommt es nur auf dem Schwarzmarkt. Versehentlich stolpert er jedoch stattdessen in „Running Man“. Und muss sich neben zwei weiteren im nackten Überlebenskampf durchschlagen, wobei er sowohl auf helfende Hände als auch Verräter stößt – denn für Hinweise auf seinen Aufenthaltsort wird man entlohnt. Das alles, während das Publikum seinen Tod herbei johlt.
Logiklöcher gesellen sich zu Unglaubwürdigkeit
Dabei agiert Richards nicht immer nachvollziehbar und konsistent. Während er etwa an einer Stelle bekräftigt, Familie sei für ihn das allergrößte und offnbar die einzige Motivation, überhaupt in den Ring zu steigen, kommt er über große Strecken von „The Running Man“ mitnichten wie ein Familienmensch daher. Wütend brüllt etwa sein kantiges Gesicht meistenteils. Dass er seiner Frau eigentlich versprochen hat, keinesfalls in jene Talentshow zu gehen – ist rasch vergessen. Und allgemein ist der Handlungsstrang „Familie“ kaum präsent.

Die gesamte Handlung von „The Running Man“ wird – spätestens in der zweiten Hälfte – zunehmend unglaubwürdig. Bisherige Regeln werden urplötzlich über Bord geworfen, der Film wird Szene um Szene abstruser und überzogener, etwa in überbordenden Explosionsszenen.
Dies liegt sicherlich mitunter daran, dass das Werk versucht, eine permanente Spannung zu evozieren – das Tempo ist wahrlich rasant. Nur führt dies eben zu einem gewissen Grad an Erschöpfung. Und dann wird der Film holprig, verheddert sich. Weil er sich nicht die Zeit nimmt, in einem ruhigeren Moment eine neue Idee oder Szene größer aufzubauen. Den Gipfel jener Absurdität bildet das Finale ohne hierbei vorwegzugreifen.
Josh Brolin in „Weapons“ | Kritik
Bedienung von Gewaltlust statt aufklärerischer Brechung
Ganz abgesehen von diesen oberflächlichen Handlungsproblemen (ignoriert man sogar eine denkwürdig deplatzierte Energydrink-Produktplatzierung), erzeugt „The Runnig Man“ darunter ebenfalls vorrangig Widersprüche. Es ist ja tatsächlich eine spannende These: Die ökonomische Spaltung sei es, die erst jene fatale Entmenschlichung ermöglicht, welche sich in solchen Menschenjagden kristallisiert. Nur flimmert diese schlicht zu selten auf.
In manchen Szenen zeigt der Film dann, wie sich Mittellose mit Richards solidarisieren, während sich die „Upper Class“ derart vom auferlegten Lebensstil seiner sozialen Klasse abgrenzt, dass sie ihn nicht mehr als Subjekt wahrnimmt. Sondern nur noch als Menschenmaterial.

Bei genauerem Blick reproduziert der Film sogar genau jene Entmenschlichung, die er vorgeblich kritisiert. Denn was zeichnet die TV-Show „Running Man“ aus? Glattpolierte Bilder, drohnengefilmte Hetzjagden durch die Straßen, Blut und Gewalt. Und den gleichnamigen Film? Nun, im Grunde dasselbe. Der Trash-Charme der Schwarzenegger-Verfilmung wird mit generischen Studio-Bildern ersetzt, Brutalität exzessiv dargestellt.
Dabei ist es nicht prinzipiell verwerflich, Gewalt zu zeigen. Wohl aber dann, wenn diese als Spannungstreiber ausgerechnet hier weder eingeordnet noch dekonstruiert wird: So nämlich bedient der Film das, was die fiktive Fernsehsendung bedient – den Voyeurismus der Zuschauenden. Statt humanistischen Appell zu bieten, verkommt „The Running Man“ zu uninspiriertem Popcornkino.
Fazit
Nicht nur spielt „The Running Man“ in einer spannenden Dystopie, er hat durch den proklamierten Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Entmenschlichung grundsätzlich eine vielversprechende Prämisse. Das Ergebnis hinkt dem allerdings nach, ist drüber, ästhetisch wenig ansprechend und obendrein zu generisch, um sich nicht in inhaltliche Widersprüche zu verstricken. Zugegeben: Nervenauftreibend ist er streckenweise.
Bewertung
(46/100)
„The Running Man“ ist seit 13.11.2025 im Kino zu sehen.
Weitere Infos & Wertungen: IMDb | Rotten Tomatoes | OFDb
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„The Running Man“ (2025) – Trailer
Bilder: (c) Paramount Pictures

Kurze Anmerkung: Der Film beruht nicht auf dem Buch „Todesmarsch“. Das war der andere Film. 😉
Ich bleibe bei Arnie.