Die Anklage wegen sexueller Nötigung gegen Kevin Spacey ist verworfen worden: Die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Massachusetts begründete das am Mittwoch damit, dass eine Zeugenaussage in dem Fall nicht verfügbar sei.
Spacey soll den Kläger, den damals 18-jährigen William Little, im Sommer 2016 betrunken gemacht und ihn unsittlich berührt haben. Little brachte die Vorwürfe im Zuge der #metoo-Debatte in Hollywood vor. Der Star bestritt die Vorwürfe stets, doch seine Filmkarriere war damit am Ende: Auf die Vorwürfe folgten öffentliche Verurteilungen, aus dem Film “Alles Geld der Welt” wurde er von Regisseur Ridley Scott herausgeschnitten.
Kläger verzichtet auf Aussage
Kläger Little hatte am 8. Juli bei einer Gerichtsanhörung von seinem Recht gebraucht gemacht, die Aussage zu verweigern. Dabei ging es um die Frage, wo sein Handy geblieben ist. Auf diesem soll Little den mutmaßlichen Übergriff gefilmt haben. Das Handy ist aber offenbar verschwunden. Auf die Warnung des Richters, dass jegliche Manipulation des Handys strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte, machte der junge Mann von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Erst vor Kurzem hatte Little auch seine parallel zu dem Strafverfahren angestrengte Zivilklage zurückgezogen.
Mehr als 30 Fälle
Seit Herbst 2017 waren in mehr als 30 Fällen Vorwürfe sexueller Übergriffe und Belästigung gegen Spacey vorgebracht worden. Littles Vorwürfe waren jedoch die einzige Anschuldigung, die bis vor ein Strafgericht kam. Kevin Spacey selbst schwieg lange zu den Vorwürfen, meldete sich zu Weihnachten voriges Jahr aber mit einem etwas befremdlichen Video zu Wort, wo er als Frank Underwood, seine Paraderolle in “House of Cards”, zum Publikum sprach. Mit dem Statement „Ihr würdet doch nicht ohne Beweise das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?“ hinterließ er das Publikum im Unklaren.
Seit dem Aufkommen der Vorwürfe nahm Spacey keine Rolle mehr an, der letzte mit gedrehte Film floppte im Kino. Doch es gab auch kritische Stimmen bezüglich des Umgangs mit ihm: Einige Fans fanden es schade, dass die Karriere eines unbestreitbar großen Schauspielers nun wohl zu Ende sei, obwohl keine Verurteilung gegen ihn vorliege, andere führten die Frage nach der Trennung von Künstler und ihrem Werk ins Treffen, während wieder andere die Frage stellten, wie man mit Verfehlungen seitens Persönlichketien der Öffentlichkeit umzugehen habe. Auch einige Schauspielkollegen und -innen meldeten Bedauern um das Karriereende und die (Vor)verurteilungen gegen Spacey an, allen voran Judi Dench.
Das klingt für mich alles sehr seltsam…..mehr kann ich da nicht zu sagen….
Ein Handy, auf dem das Opfer den eigenen Missbrauch filmt…? Hab ich das richtig verstanden….? Sehr seltsam.
Spacey dürfte auf jeden Fall als Schauspieler auf ewig verbrannt sein. Ob zu recht oder unrecht, möchte ich hier nicht bewerten. Darüber richten außerdem auch schon genug andere Stellen
Ein schwieriges Thema. Ich tendiere ja dazu, den rechtlichen Institutionen zu vertrauen – denen folgend ist der Mann unbescholten. Moralische und ethische Verfehlungen wird es wohl gegeben haben, für die hat er sich soweit ich weiß aber entschuldigt.
Solange er rechtlich nicht belangt werden kann, sprich: verurteilt ist, sollte er seinem Beruf nachgehen dürfen. Mit Kritik und Gegenwind wird er rechnen müssen, das wird er aushalten müssen, solange er nicht belegen kann, auch moralisch stets einwandfrei gehandelt zu haben. Aber ich finde die Vorstellung, dass Schauspieler und Personen der Öffentlichkeit “perfekt” wären, frei von Lastern und tadellos, eher infantil. Ich möchte wissen ob jene, die diese Maßstäbe anlegen, ihnen selbst stets gerecht werden; wohl kaum, denn Irren ist menschlich. “Wer ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein”, um Jesus und die Bibel zu zitieren, der hier die Selbstgerechtigkeit mancher Menschen anprangert. Die Anonymität von Social Media verleitet manche leider zu virtuellen Steingewittern und einer Form von Selbstjustiz, an der sie ihre eigenen Komplexe abarbeiten, und deren Folgen sie nie bedenken// ck
Nein, frei von Fehler ist wohl niemand, egal ob Normal-Sterblicher oder Medienstar. Im aktuellen Diskurs beim Thema Missbrauch (#MeToo und ähnliches) im Zusammenspiel mit den sozialen Medien wird aber gern mal eine plakative Hexenjagd eröffnet. Das mag, ausgehend von den Dingen, die dort anderen Menschen angetan wurden, ein gerechter Aufschrei der Massen sein. Leider gerät so etwas aber auch schnell auf dem Ruder und reißt Menschen und Karrieren in einen Abgrund, der den tatsächlichen Vorfällen vielleicht nicht in in Fällen gerecht wird.
Ich verurteile das, was Spacey getan hat auch auf das Allerschärfste und der Schaden den er (vermutlich) dem/den Opfer/n zugefügt hat, lässt sich durch keine Art von Strafe wieder gutmachen. Aber sofern eine Verurteilung, zu was auch immer, erfolgt wäre und diese verbüßt worden wäre, hätte es damit dann auch gut sein müssen. Jeder Straftäter hat ein Recht auf Rehabilitierung. Auch hier ist es unerheblich ob Otto-Normalverbraucher oder Kinostar. So wird Spacey damit leben müssen, dass nie eine echte Aufarbeitung der Vorgänge erfolgen wird. Damit sollte er sich abfinden, dass er immer als Verbrecher gestehen wird. Aber dennoch sollte er versuchen, in seinem Job wieder Fuß zu fassen. Denn eines dürft unbestritten sein: Ein guter, wenn nicht sogar ein großer, Schauspieler ist er allemal.