Die Vorzeichen könnten weiß Gott bessere sein als man sie bei „Anything for Jackson“ vorfindet. Regisseur Justin G. Dyck hat sich in seiner Laufbahn bis dato ausschließlich Weihnachts- und Liebesfilmen gewidmet, das Einspielergebnis seines neuen Werkes beläuft sich auf nicht einmal 300.000 US-Dollar und bei genauer Betrachtung der Inhaltsangabe beschleicht einen der Verdacht, das alles schon einmal so oder so ähnlich gesehen zu haben. Irgendwas mit Dämonenbeschwörung, und natürlich geht irgendwas dabei teuflisch in die Hose.

von Cliff Brockerhoff

Und doch: mit durchaus guten bis sehr guten Bewertungen auf den einschlägigen Portalen und multiplen Nennungen in den Bestenlisten der Horror-Community sorgt Dycks‘ erster Gruselfilm für Aufsehen. Nach Sichtung der knapp anderthalb Stunden durchaus nicht unbegründet. Doch worum geht es genau? Kurzgefasst: nach dem tragischen Verlust ihres Enkels haben sich Audrey und Henry in den Kopf gesetzt diesen wieder zu erwecken. Als Lösung schwebt dem älteren Pärchen eine Art umgekehrter Exorzismus vor. Es fehlt lediglich der Körper, in den der Geist des Jungen fahren soll. Für einen Arzt wie Henry kein allzu großes Hindernis.

So entführen er und seine Frau kurzerhand eine schwangere Patientin, die fortan im Keller als Geisel gehalten und für das Ritual vorbereitet wird. Was die Zwei nicht ahnen: der schwarzmagischen Einladung ist nicht nur der Geist des verstorbenen Enkels gefolgt, sodass sich das Haus immer weiter mit gequälten Seelen füllt und sich ein Wettlauf gegen die Zeit entwickelt – immerhin kann das Neugeborene ja nur als Wirt für einen Geist herhalten. So entstehen immer wieder wahnwitzige Situationen, die nicht einer gewissen Komik entbehren. Audrey und ihr Mann müssen sich nicht nur ihrem Gewissen, sondern auch den übergriffigen Eindringlingen und unbequemen Nachfragen erwehren. Denn auch das Verschwinden der schwangeren Frau bleibt nicht lange unbemerkt.

Genretechnisch pendelt „Anything for Jackson“ also permanent zwischen klassischem Horror, spannendem Thriller und einer leichten Prise pechschwarzem Humor. Dyck beweist ein Händchen für geschickt platzierte Schockmomente, die nie so affektiert wirken, dass sie das Seherlebnis stören würden. Ganz im Gegenteil: die etablierten “Monster“ sind kreativ gestaltet und sorgen für den ein oder anderen Schauer auf dem Rücken der Zuschauerschaft. Die Kamera hält dabei gerne ordentlich drauf, vom Splatter sind wir, trotz Anpreisung, allerdings weiter entfernt als der Teufel vom Weihwasser. Es sind vielmehr die kleinen Gewaltspitzen, die in Verbindung mit eklig aufdringlichem Sounddesign und gut gewählten Bildausschnitten für Atmosphäre sorgen. Letztlich ist das zwar alles nichts, was das gewohnte Auge noch nie erblickt hätte – insgesamt sieht sämtlicher Grusel aber wertig aus und erweckt nie den Anschein, als wenn alles lieblos mit computergenerierter Tricktechnik zusammengeschustert worden wäre.

Innerhalb der Effekte ist die erzählte Handlung noch am ehesten das, was durch wenig Kreativität besticht. Auch wenn im Normalfall eine Austreibung porträtiert wird und der Zuschauer nur selten Zeuge davon wird, dass ein Geist in eine Person fahren soll, ergeben sich hier die meisten Baustellen, die mehr oder minder halbherzig mit Klischees umfahren werden. Dass sich eine scheinbar satanistisch orientierte Gruppe tagsüber ohne Probleme in einem Gemeinschaftszentrum trifft erscheint doch arg unrealistisch, und auch die handelnden Personen wirken eher wie am Reißbrett entworfen als der Realität entsprungen. Kleinere Störfaktoren, die hinnehmbar sind. Angesichts der bereits erwähnten Stärken und dem solide aufspielenden Cast jedoch genauso ärgerlich. Mit ein wenig mehr Gespür für das Narrativ wäre ein Geheimtipp drin gewesen – so lugt dieser Horrorfilm lediglich mit den schön polierten Teufelshörnen aus der Masse hervor.

Fazit

„Anything for Jackson“ erfindet das Horrorgenre zwar nicht neu, hat für eine eher kleine Produktion aber erfreulich viele gute Einfälle und setzt diese auch gekonnt in Szene. Insgesamt kein Meisterwerk, aber zuweilen sehr unterhaltsam und stellenweise richtig schön fies. Fans des Genres können – und sollten – hier bedenkenlos einen Blick wagen. Auf BluRay und DVD erhältlich – alle Infos dazu findet ihr hier.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

(62/100)

Bilder: ©WVG Medien GmbH / Splendid Film

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