Als im Jahre 2013 der erste Teil des Conjuring-Franchises in den Lichtspielhäusern der breiten Masse präsentiert wurde, hatte wohl niemand in seinen kühnsten Vorstellungen von der daraus entstehenden Erfolgsgeschichte zu träumen gewagt. Den knapp 150 Millionen Dollar Budget stehen bis dato fast zwei Milliarden Dollar Einspielergebnisse gegenüber, Fans weltweit fiebern schon Wochen vor dem Start auf neues Material hin. Das Problem: Qualitativ kann die Reihe schon seit längerer Zeit nicht mehr überzeugen.

von Cliff Brockerhoff

Insbesondere die Ableger rund um Puppe „Annabelle“ oder den Dämon Valak, besser bekannt als „The Nun“ wurden von Kritikern größtenteils förmlich zerrissen, und das nicht ohne Grund. Die Atmosphäre ist längst den geradlinigen Schockmomenten gewichen, die Story verkommt eher zum Beiwerk und generell fühlte sich kein Werk mehr besonders an. Sicherheit um jeden Preis, auf Kosten der Progression. Das soll sich mit dem dritten Teil der Hauptreihe, der den Namen „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ trägt, nun wieder ändern.

Und gerade anfangs wirkt das ambitionierte Vorhaben durchaus gut umgesetzt. Innerhalb der ersten Minuten wird der Zuschauer mitten in einen Exorzismus geworfen, ein ohrenbetäubender Geräuschpegel stimuliert Gehörgänge und Herzmuskulatur. Ed und Lorraine Warren stemmen sich mit allem was sie haben dagegen, und der Exorzismus gelingt – aber nur scheinbar. Der Dämon sucht sich nämlich einen neuen Wirt und löst kurze Zeit später eine persönliche Tragödie aus, dem sich das Ehepaar Warren fortan annimmt. Im Grunde ist der dritte Teil der Reihe somit eher Crime-Thriller als „echter“ Horrorfilm. Der Originaltitel „The devil made me do it“ nimmt es vorweg, hier geht es hauptsächlich um den Versuch einen Beweis zu erbringen, dass die Tat teuflisch beseelt war.

Die Zuschauerschaft begegnet also nicht nur einem neuen Mann auf dem Regisseurstuhl, sondern auch einer stilistisch differenzierten Ausrichtung. Das tut dem Film gut, wenn man sich darauf einlassen kann. In Verbindung mit der tiefer ausgeleuchteten Beziehung zwischen Ed und Lorraine entstehen immer wieder packende Momente, wobei diesmal nicht die blondgelockte Geisterjägerin, sondern ihr männliches Pendant in den Vordergrund rückt. Die Chemie zwischen Vera Farmiga und Patrick Wilson ließ und lässt sich nicht wegdiskutieren, hieran hat es den Filmen noch nie gemangelt. Auch im neuen Teil überzeugt das Duo und wirkt zu jeder Zeit authentisch und liebenswert. Manchmal sogar etwas zu sehr, vor allem im Mittelteil schlittert das Werk haarscharf am Kitsch vorbei, diesen gibt es dafür am Schluss. Unnötig, aber irgendwie ist man sich dessen ja schon vor der Sichtung bewusst.

Handlungstechnisch bekommen wir zwei parallel laufende Stränge zu Gesicht, die hinterher zueinander führen. Überraschungen gibt es wenige bis keine, alles läuft dann irgendwie doch wieder nach Schema ab, wird aber zumindest regelmäßig durch düstere Sequenzen durchbrochen, die optisch und akustisch überzeugen. Der teils überbordende Einsatz von Computertechnik wirkt stellenweise ulkig, stört aber nie so arg, dass er das Sehvergnügen hemmt. Dieses profitiert auch von der verkürzten Laufzeit, die beim Vorgänger unschöne Ausmaße angenommen hatte. Hier wurde sich auf das Wesentliche besannt, getreu nach dem Motto: weniger ist mehr. Das gilt für die gesamte Reihe, denn wenn bei „Conjuring 3“ der Abspann beginnt, stellt sich umso mehr die Frage wie andere Emporkömmlinge der Reihe so dermaßen in den Sand gesetzt werden konnten. Teil 3 macht beileibe nicht alles richtig und bietet insgesamt auch wenige Highlights, macht aber immerhin deutlich weniger falsch als man befürchten musste.

Fazit

Der Teufel höchstselbst verhilft dem Conjuring-Universum wieder in die Spur – Fans erwartet im neuen Teil nämlich die Abkehr vom Erwartbaren, der Mut auch mal abseits bereits beschrittener Wege zu wandeln und ein deutlich erhöhter Unterhaltungswert. Dieser sticht den Gruselfaktor zwar nahezu komplett aus und wird Horrorfans womöglich teuflisch aufstoßen, macht das Unterfangen dafür aber endlich wieder griffiger. Bis auf den viel zu rührseligen Ausweg aus der Hölle eine absolut passable Sache, dessen gute Bewertung auch ohne Dazutun des Beelzebub möglich ist.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

(68/100)

Bilder: ©Warner Bros. Pictures

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