Fast vier Jahre, nachdem Jennifer Aniston und Adam Sandler das erste Mal als Ehepaar einen heiklen Mordfall aufgeklärt haben, veröffentlicht Netflix nun den zweiten Teil von „Murder Mystery“. Somit startet der Streaming-Service mit einer lockeren Komödie in den Frühling, mit der man es sich abends auf der Couch gemütlich machen kann. Filmfans, die nach Anspruch und cleverem Witz suchen, sollten sich allerdings nochmal woanders umsehen.
Von Natascha Jurácsik
Nach den Geschehnissen des ersten Teils von “Murder Mystery” entscheiden sich Nick (Adam Sandler) und Audrey Spitz (Jennifer Aniston) ihre Berufe hinter sich zu lassen und ihre Dienste als Privatdetektiv-Duo anzubieten. So einfach ist der Übergang in die Unabhängigkeit allerdings nicht und bald zehrt der Alltagsstress an ihrer Ehe. Zum Glück erhalten sie eine Einladung zur Hochzeit ihres reichen Freundes Vikram (Adeel Akhtar) und die beiden hoffen auf ein ruhiges Wochenende im Luxus. Als allerdings die erste Leiche auftaucht und daraufhin der Bräutigam entführt wird, müssen Nick und Audrey ihre detektivischen Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen.
Drehbuchautor James Vanderbilt hat sich auch beim zweiten Teil nicht allzu weit aus dem Fenster gelehnt und die Prämisse hält den vorherigen Aufbau weitgehend bei: Bei einer Zusammenkunft von oberflächlichen Megareichen wird ein Verbrechen begangen, die Anwesenden beschuldigen sich gegenseitig und niemand nimmt das amerikanische Pärchen ernst, bis es schließlich des Falles annimmt. Vanderbilt hielt sich für die Sequel lediglich an die alte Regel „größer = neu“, wodurch der Cast, das Set und die Action etwas opulenter ausfallen. Darüber, wie viel dies tatsächlich zur Qualität beiträgt, lässt sich streiten: „Murder Mystery 2“ tritt definitiv wie eine der teureren Netflix-Produktionen auf und mit aufwendigen Partyszenen und haarsträubenden Verfolgungsjagden durch die Straßen von Paris wirkt der Inhalt weniger isoliert als der des ersten Teils, was einerseits für noch unglaubwürdigere Stunts, andererseits für eine aufregendere Handlung sorgt. Langweilig ist der Film jedenfalls nicht und mit knapp 1,5 Stunden von der Länge her perfekt – allerdings muss man in Kauf nehmen, dass es sich hierbei um keine hohe Kunst handelt und ein Großteil der Witze eher flach ist. Interessant ist jedoch, dass das Drehbuch einer kleinen postmodernen Behandlung unterzogen wurde: Die Protagonisten Nick und Audrey scheinen sich der unglaubwürdigen Lage, in der sie sich befinden, bewusst zu sein und weisen mehrmals unbeeindruckt auf einzelne Krimi-Klischees hin, die sich im Laufe ihres Abenteuers abspielen. Dieser trockene Meta-Humor wird mitunter zwar ein wenig zu häufig gebraucht, sorgt aber für einige der besten Lacher.
Die spürbarste Veränderung im Vergleich zum ersten Teil ist allerdings die Regie: Jeremy Garelick ersetzt Kyle Newacheck und verabreicht “Murder Mystery 2” ein deutlich schnelleres Tempo. Garelicks frühere Erfahrungen, sowohl mit Comedy, als auch im Action-Genre, zeigt sich hier eindeutig und dürfte den erhöhten Adrenalinspiegel der Produktion erklären. Teil 2 bietet deutlich mehr Spektakel, das zum Ende hin allerdings eindeutig in den Bereich des Lächerlichen übergeht. Ob dies aus satirischen Gründen geschieht ist unklar, da die extreme Übertreibung diese These zwar unterstützt, das Skript selbst sich in diesen Momenten allerdings ein bisschen zu ernst nimmt.
Fazit
Ein flotter Soundtrack, mehr Action und trockener Humor: „Murder Mystery 2“ wagt eindeutig mehr als sein Vorgänger und sorgt somit für gute Unterhaltung – die Qualität hat sich dadurch allerdings nur mäßig verbessert. Der neue Netflix-Film gehört definitiv in die Kategorie der seichten Komödien und wird wohl niemanden vom Hocker werfen. Aber wer sich nach einem lockeren, entspannten Film-Abend ohne große Ansprüche sehnt, wird vermutlich zufrieden sein. Seit 31.3. auf Netflix.
Bewertung
(55/100)
Bild: (c) Netflix