Der US-Autorenfilm ist seit Jahren auf der Suche nach sich selbst: Die New Hollywood-Ikonen Scorsese, Coppola, Schrader und Co. sind in die Jahre gekommen und verabschieden sich leise mit Alterswerken von der großen Bühne. Doch wo sind die Nachfolger, Filmemacher/innen, die den aktuellen Zustand der Vereinigten Staaten anspruchsvoll, kreativ, provokativ, kritisch abbilden, reflektieren, befragen?

von Christian Klosz

Studios wie A24 oder IFC versuchen, Werke zu fördern, die Anspruch und Unterhaltungswert vereinen. Doch die Branche ist zersplittert, „fragmentiert“ wie es Scorsese nannte. Eine neue Generation Filmemacher, vielleicht eine „Post Hollywood“-Bewegung ist nicht auszumachen, zu rar sind auch die Chancen für Newcomer, originäre Ideen im (derzeit zerfallenden) Superhelden-Blockbuster-Sumpf publikumswirksam umzusetzen.

Doch es gibt sie immer wieder, die kleinen Independent-Produktionen, die den Weg Richtung Zukunft weisen könnten. Am besten gelingt das meist dann, wenn sich die Verantwortlichen auf den reichen Fundus des US-Films berufen und ihn neu bearbeiten. Genau das macht Autor-Regisseur Shane Atkinson in seinem Regiedebüt „LaRoy, Texas“ (oder einfach „LaRoy“), mehrfach beim renommierten Festival des amerikanischen Films in Deauville prämiert, das in den USA kürzlich im Kino und Heimkino erschien und auch in Österreich einen limitierten Kinostart erhielt (weil österreichisch Co-produziert).

Der Film ist ein klassisch erzählter, schwarzhumoriger Neo-Western, der in den US-Südstaaten spielt. Der depressive Nobody Ray (John Magaro, auch Produzent) erfährt von Möchtegern-PI Skip (Steve Zahn), der verzweifelt auf der Suche nach seinem ersten Auftrag ist, dass ihn seine Frau betrügt. Ray will davon erst nichts hören / fügt sich seinem Schicksal als Verlierer, als er plötzlich durch eine Verwechslung als Auftragsmörder angeheuert wird. Nachdem er durch einen weiteren Zufall den Mord auch noch ausführt, gerät er in ein eng verzweigtes Netz aus Intrigen, Verstrickungen, gegenseitiger Abhängigkeiten, das sich über das halbe (fiktive) Kaff LaRoy, Texas spannt.

„LaRoy, Texas“ lebt von einem erstklassigen, wendungsreichen Drehbuch, seinem düsteren, schwarzen, auch ironischen Humor, der Südstaaten-Atmosphäre, der Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Und nicht zuletzt von einem tollen Soundtrack. Atkinson gelang mit seinem Debüt etwas, woran viele andere rezente US-Filme scheitern: Von Vorbildern inspiriert, gerahmt von einem klaren Genre-Korsett ein originäres Werk mit eindeutiger Stilistik und Handschrift, das nicht nur technisch und dramaturgisch hervorragend umgesetzt ist, sondern auch herrlich unterhält. Ein starker Erstling und eine neue, spannende Stimme des US-Autorenfilms, die zu beachten sein wird.

Wertung

Bewertung: 9 von 10.

(87/100)

In Österreich derzeit unter anderem im Gartenbaukino in Wien zu sehen.

Bild: (c) Ellly Films