Derzeit läuft in den USA ein weiterer Prozess in der „Akte Depp“: Amber Heard und Johnny Depp liefern sich seit Jahren einen hässlichen Rosenkrieg um die Reste ihrer gescheiterten Beziehung. Begonnen hatte alles damit, dass Heard – zum Höhepunkt der #metoo-Bewegung 2018 – einen Artikel publizierte, in dem sie auf Gewalt in ihrer Beziehung mit Depp verwies. Sie nannte ihn nicht namentlich, aber jedem war klar, wer damit gemeint war.

Depp bestritt – wie viele andere männliche Beschuldigte in der Zeit – die Vorwürfe vehement, die Welle war jedoch nicht mehr aufzuhalten und schnell war der Darsteller seine lukrativen Rollen los und stand als „Frauenschläger“ (Zitat „The Sun“, die Depp daraufhin ebenfalls verklagte) da.

Dass die Sache durchaus etwas komplizierter ist, zeigte sich in den folgenden Jahren: Depp brachte seinerseits Vorwürfe gegen Heard vor, wonach sie der gewalttätige Part in der Beziehung gewesen sei, es tauchten Beweise (wie eine Tonbandaufnahme) auf, die das belegen sollten. Ob nicht auch Depp selbst gewalttätig gewesen war, konnte man nicht ausschließen, zumindest wandelte sich das Bild dieser Beziehung aber in das einer toxischen Partnerschaft mit Verletzungen auf beiden Seiten. Erste Vorwürfe wurden laut, dass Heard die #metoo-Aufmerksamkeit dazu nützen habe wollen, um Profit daraus zu schlagen.

Seit einigen Tagen sitzen sich Heard und Depp erneut im Gericht gegenüber. Es geht um Depps Klage gegen Heard auf Schadensersatz (50 Mio. $) wegen seiner von ihr „ruinierten Karriere“. Die ganze Welt kann dabei zusehen, denn der Prozess darf live übertragen werden.

In einer ersten Befragung sprach Depp unter anderem von seiner schwierigen Kindheit mit einer gewalttätigen und bösartigen Mutter, die etwa mit Gegenständen nach ihm (und seinen Geschwistern) geworfen habe – selbiges soll auch Heard in ihrer Beziehung gemacht haben.

Am Mittwoch wurde auch im Gerichtssaal eine Aufnahme vorgespielt, in der Heard zugibt, Depp geschlagen zu haben. Darauf ist zu hören, dass Depp sie fragt, ob sie sich nicht erinnern könne, dass sie die Tür zum Badezimmer eingetreten habe, wo er sich vor ihr versteckt hatte, und dass sie ihn danach auf den Kopf geschlagen habe. Heard sagt auf der Aufnahme dazu: „I was upset, there was a lot going on and I was on an Ambien. Why are you obsessing over the fact I cannot remember the way you are remembering it? I said I was sorry. I’m not denying it.“ Sie begründet ihren „Erinnerungsverlust“ also damit, dass sie „auf Drogen“ (einem Schlafmittel) gewesen sei.

Später in der Aufnahme wirft Heard Depp vor, vor ihr zu „fliehen“ und sich vor ihren Gewaltausbrüchen zu verstecken. Zum Vorwurf, dass sie ihn geschlagen habe, sagt sie: „You didn’t get punched, you got hit. I’m sorry I hit you like this, but I did not punch you. I did not fucking deck you. I fucking was hitting you. I don’t know what the motion of my actual hand was. But you’re fine. I did not hurt you. I did not punch you. I was hitting you.“ Sie habe ihn also nicht „gepunched“, sondern nur „gehittet“. Der Unterschied zwischen „punch“ und „hit“ ist allerdings nur ein semantischer. Heard kommt hier erneut mit dem Argument, dass sie sich nicht erinnern könne, was ihre Hand genau gemacht habe, und dass doch alles nicht so schlimm gewesen sei. Dem Gericht wurde auch ein Beweisfoto vorgelegt (siehe Titelbild), das von Depps Securitymitarbeiter nach dem Vorfall aufgenommen worden sein soll. Auf der Audio-Aufnahme gibt Heard außerdem zu, Töpfe und Pfannen nach Depp geworfen zu haben. Sie sagt auch, er solle sich darüber nicht so aufspielen und wie „a fucking baby“ verhalten, bevor sie eingesteht, eine körperliche Auseinandersetzung mit ihm begonnen zu haben: „You are such a fucking baby, grow the fuck up, Johnny!“

Depp erwähnte in der Verhandlung auch einen anderen Vorfall, wo Heard mit 2 Vodka-Flaschen nach ihm geworfen habe soll, wonach ein Teil seine Mittelfungers dran glauben musste. Außerdem sprach er von konstantem „physical abuse“ und „bullying“ vonseiten Heards gegen seine Person und andere. Schon zu Beginn der Verhandlung hatte Depp gesagt, noch nie in seinem Leben eine Frau geschlagen zu haben, eine Aussage, die auch alle seine Ex-Partnerinnen – teilweise unter Eid vor Gericht – bestätigt haben. (ck)

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