Emily (Phoebe Dynevor) und Luke (Alden Ehrenreich) sind auf den ersten Blick das perfekte Paar: Verbunden durch brennende sexuelle Leidenschaft entschließen sie sich, zu heiraten. Für zusätzliche Würze und Spannung sorgt die Geheimhaltung ihrer Beziehung, da sie in der selben Finanzfirma arbeiten, die Beziehungen unter Angestellten nicht gutheißt. Beruflich läuft es für beide, umso besser sollte es bald für Luke laufen, dem eine Beförderung in Aussicht gestellt wird. Schließlich bekommt aber Emily den Job, was Luke erst noch mit Unterstützung begrüßt, gleichzeitig nagt die vertane Möglichkeit zunehmend an ihm.
von Christian Klosz
Während Emily neu gewonnenen Macht und Einfluss durchaus einzusetzen weiß (sie wirft mit Geld um sich, und mit Versprechungen an Luke, ihm bei seiner Karriere zu helfen), versinkt ihr Partner zunehmend in Selbstzweifel und Groll gegen die Ungerechtigkeit der Welt, die ihm seine große Chance vorzuenthalten scheint. Das Thema nimmt immer mehr Raum in der zuvor noch funktionierenden Beziehung der beiden ein, die langsam Risse bekommt, bis es zur totalen Eskalation kommt.
“Fair Play” ist zum einen ein recht typischer “Finanzwelt-Thriller”, der sich Klassiker des Genres wie “Wall Street” zum Vorbild nimmt, zum anderen ein intensiver Erotik-Thriller, der unverkennbar auf die (80er / 90er) Werke von Adrian Lyne oder Barry Levinson verweist. Debüt-Regisseurin Chloe Domont erweitert das an sich schon recht dichte Sujet um die Themen “Machtverhältnisse” bzw. Geschlechter-Politik, macht das allerdings meist gelungen subtil und realitätsnah, wodurch sich das Endresultat von vergleichbaren Filmen positiv abhebt.
Mit Blick auf Protagonistin Emily kann man “Fair Play” auch als “feministisch” bezeichnen, allerdings nicht auf banale oder plakative Art und Weise: Sowohl Emily, als auch Luke werden als komplexe Charaktere gezeichnet, die beide nicht vor fragwürdigen Mitteln, Lügen und Manipulation zurückschrecken, um das zu bekommen, was sie wollen. Keiner der beiden ist fehlerlos, keiner reiner “Täter” oder reines “Opfer”, an der Toxizität der Beziehung der beiden sind am Ende beide schuld und der Machtkampf zwischen ihnen entwickelt sich so zum “Fair Play”, also zum fairen Kampf mit gleichen Waffen.
Domont bettet den komplexen Plot in eine für eine junge Debüt-Regisseurin beachtliche Inszenierung, die die Intensität des schrittweise voranschreitenden Scheiterns der Beziehung der beiden Protagonisten glaubwürdig vermittelt und in Momenten auch wirklich spürbar macht. Zu den Pluspunkten von “Fair Play” zählen des weiteren die Hauptdarsteller Phoebe Dynevor und vor allem Alden Ehrenreich, der die Enttäuschung und Verletzung seiner Figur Luke äußerst glaubwürdig vermittelt. Auch Eddie Marsan legt als kalt kalkulierender Chef der Finanzfirma, in der Luke und Emily arbeiten, einen überzeugenden Auftritt hin.

Fazit:
Eine positive Überraschung aus dem Hause Netflix: “Fair Play” orientiert sich eindeutig an filmischen Vorbildern, ist aber trotzdem eine originäre Erzählung, die Autorin und Regisseurin Chloe Domont als neue auteur to watch am Hollywood-Himmel ankündigt. Dicht, komplex, realistisch, intelligent und trotzdem unterhaltsam. Kurz: Sehenswert. Seit 6.10. auf Netflix, seit 5.10. in ausgewählten Kinos.
Bewertung:
(85/100)
Bilder: © 2023 MRC II Distribution Company, L.P
Was hat das Beziehungsdrama jetzt mit Erotik zu tun?